Sunday, 21.02.2010
20:00h
Zahlreich sind die Froschbrunnen und bildungsbürgerlichen Akt-Skulpturen in den Pärken, vor Ämtern und auf Plätzen der Stadt Zürich. Die meisten der herzerwärmenden Figuren werden jedoch bald das Zeitliche segnen, denn Zürich baut um. Das neue Domizil der ungeliebten Figuren lautet nach der offiziellen Sprachregelung "Transitraum", wo die ortsspezifischen Werke endgültig ihre Relevanz verlieren werden. "Kunst im öffentlichen Raum", d.h. im Stadtraum parkierte Kunstobjekte, besitzen ein Ablaufdatum. So zumindest muss man folgern, wenn man historisch den Umgang mit der Kunst im Stadtraum Zürichs betrachtet. Nur "hochwertige" Skulpturen verdienen es, die Passantinnen und Passanten weiter zu erfreuen. Kunst im Stadtraum – so die provokative These – ist deshalb immer ephemer, für kurze Zeit geduldet, nicht aber erwünscht. Vielleicht auch unbedeutend. Und das was heute aufgestellt und geplant wird, dient mehr einer Identitätspolitik als einer kontrovers zu diskutierenden Kunst. Man kann dies einfach konstatieren oder wieder polemisch formulieren: Schluss mit der "Kunst im öffentlichen Raum" - für eine Kunst Stadtraum!

Aesthesen Vol. 6
"Ästhesen" beabsichtigt künstlerische Praktikerinnen und ästhetische Theoretikerinnen im Rahmen eines öffentlichen Anlasses miteinander kurzzuschliessen und damit eine Schnittstelle für eine gemeinsame theoretische Reflexion jenseits von Feuilleton oder Akademie zu eröffnen. Die Form orientiert sich primär am Dialog, inhaltlich soll es um aktuelle ästhetische Problemstellungen gehen. Ziel ist es, dass sich ein reflexives und vermittelndes Gespräch mit Bezug zur zeitgenössischen Kunst entfalten kann, an dem die verschiedenen Protagonistinnen des Kunstsystems gleichermassen teilnehmen und von einander profitieren, indem sie nicht nur über einander, sondern auch miteinander reden.
Die Diskussion wird jeweils mit einer Eingangsthese initiiert, die von einer eingeladenen Person vorgestellt wird. Im Anschluss werden Fragen, Beobachtungen und Phänomene gemeinsam diskutiert werden. Die vorgestellte These soll auf einer pointierten Fragestellung basieren oder einem scheinbaren Widerspruch im Kunstsystem, der ein Mindestmass an theoretischem Problembewusstsein und Hintergrundwissen voraussetzen kann, zugleich aber losgelöst von systematischen Theorien bzw. ohne deren fundierte Kenntnis erörtert werden kann.