Friday, 16.07.2010
19:00h
Die in New York lebende Künstlerin Heidrun Holzfeind stellt drei ihrer neusten Arbeiten vor. "Mexico 68" besteht aus einer achtzehnteiligen Interviewserie, die zwischen 2005 und 2007 entstand. Darin dokumentiert Holzfeind die individuellen Lebensläufe ehemaliger Studierender der Universität Mexiko, die 1968 ein Sechspunkteprogramm für bürgerliche Freiheiten und gegen staatliche Repression formulierten. Auf diese Forderung folgten landesweite Streiks, die kurz vor der Olympiade 1968 in Mexiko, zur Besetzung der "Ciudad Universitaria" (CU), einer nach den architektonischen Konzepten der Moderne gestrickter Campus, durch die Armee führten. Es folgte ein Massaker an den Studierenden und eine Verhaftungswelle. Die Opfer wurden in den letzten Jahren für ihr Leiden offiziell vom Staat Mexiko entschädigt, wobei die historischen Ereignisse gesellschaftliche noch nicht komplett aufgearbeitet und akzeptiert sind.
Mexico 68
Holzfeind nähert sich diesen Geschehnissen nicht mit den Mitteln der Geschichtsschreibung, die eine Objektivierung der Ereignisse suchen würde. Vielmehr macht sie in ihren Arbeiten die zeitliche Distanz der Aussenstehenden deutlich
und zeigt die Verstrickungen des Individuums in den historischen Begebenheiten sowie deren Idealvorstellungen von Gemeinschaft, die an der herrschenden politischen Situation zerschellten. Zuletzt wirft auch "CU" in 53 ganzseitigen Fotografien die Frage auf, inwiefern die Architekturmoderne die Vorstellungen von Freiheit und Gemeinschaft, die sie anfänglich als ihr Paradigma erhob, hat oder hätte einlösen können.
Ähnlich verhält es sich mit "Behind the Iron Gate / Za Zelazna Brama", einer Dokumentation des Lebens in der Warschauer Planstadt, die in den Jahren 1965-1972 auf den Trümmern des Jüdischen Ghettos errichtet wurde, die im Kinoraum gezeigt wird.
Heidrun Holfeinds Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie augenscheinlich mit den Mitteln der Dokumentation arbeitet, damit aber eine Form der künstlerischen Forschung betreibt. Dieser Ansatz erlaubt es Erkenntnisfragen, wie sie üblicherweise in der Wissenschaft zum Zuge kommen, um eine ästhetische Form zu erweitern, die subjektive und individuelle Momente einfangen kann.
Das Gespräch wird moderiert von Stefan Wagner.
Die drei Arbeiten sind bei Kodoij Press in Baden erschienen, der von Winfried Heininger geführt wird. Kodoji Press setzt nicht auf bestehende Distributionssysteme, sondern auf Direktvertrieb und ein Netzwerk aus ausgewählten Buchläden, Museumsshops und Kunstmessen.
Mexico 68/CU erscheint in einer zweibändigen Auflage von 700 Stück.
Behind The Iron Gate / Za Zelazna Brama erscheint als DVD mit Booklet in einer Auflage von 500 Stück. Herausgegeben von CCA Ujazdowski Castle, Warsaw .
Die Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit Motto Distribution Zürich und Kodoji Press Baden.