Friday, 15.02.2013 -
Saturday, 16.02.2013
Aufgesockelt
Eine Veranstaltung zum Thema Denkmal
Was ist ein Denkmal? Seit den Hochkulturen des Vorderen Orients werden Denkmäler als Stätten der Erinnerung errichtet. Das Denkmal kann dabei sakrale, kultische oder politische Ansprüche bedienen. Entscheidend für unser heutiges Verständnis ist das bürgerliche Denkmal des 19. Jahrhunderts. Das politische immer einflussreichere Bürgertum löste einen regelrechten Boom des Persönlichkeitsdenkmals aus. In Konkurrenz zum dynastischen Denkmal, das den Wert von Geburt und Stand pries, demonstrierte das bürgerliche Denkmal vor allem den Wert persönlicher Leistung.
Ist das Denkmal auch heute noch eine angemessene Form des öffentlichen Erinnerns?
Der Künstler Horst Hoheisel schlug für ein angemessenes Holocaust-Denkmal vor, tausend Jahre lang Holocaust-Denkmal Wettbewerbe abzuhalten, anstatt eine finale Lösung zu finden – eine anhaltende Diskussion anstelle eines statischen Denkmals. Angesichts des rasenden Medienzeitalters kann man sich auch fragen, ob öffentliches Erinnern gar nicht mehr anzustreben ist? Wird das individuelle Erinnern wichtiger? Und was bedeutet das für den öffentlichen Raum? Inwieweit soll die öffentlich Meinung in den Errichtungs-Prozess eines Denkmals eingreifen?
An welche Ereignisse, Werte und Ideologien sollen sich zukünftige Generationen noch erinnern?
Sowohl das Denkmal im engeren Sinn wie auch das Baudenkmal dienen der Erinnerung. Ersteres wurde aber genau zu diesem Zweck errichtet, letzterem werde dieser Zweck erst im Laufe der Zeit auferlegt. Gerade in den vergangenen Jahren wurden in Zürich viele Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Dies hat Folgen. War das unter Denkmalschutz stehende Haus in den 60er und 70er Jahren ein progressives Instrument zur Steuerung der Stadtentwicklung, wird es heute mehr und mehr zum Verkaufsargument. Erinnerungskultur hat Hochkonjunktur und so muss man sich fragen, welche Formen von Denkmalschutz in Zukunft sinnvoll sind. Vielleicht sollte neu, nebst Industrie- oder Landwirtschaftszonen, auch Kulturzonen geschaffen werden.
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Wer und welche Kriterien entscheiden über die Erhaltung und Zerstörung von Denkmälern? Das Denkmal als politisches Instrument untersteht dem Wandel der gesellschaftlichen Gegebenheiten. Im Zuge eines Machtwechsels müssen oft auch die damit verbundenen öffentliche Zeichen weichen. Als Symbol der herrschenden Macht dient das Denkmal in Zeiten der Rebellion als Angriffspunkt, wird attackiert und beschädigt. In gleicher Weise wird das Entfernen oder Zerstören von Denkmälern als ein symbolischer Akt gesehen, mit einem Kapitel der Geschichte abzuschliessen. Doch reicht dies zur Vergangenheitsbewältigung? Immer wieder finden sich Überbleibsel vergangener Tage. Was passiert mit leeren Denkmalsockeln? Haben Denkmalsockel ohne Denkmal überhaupt eine Funktion? Diesen und anderen Fragen versuchen wir mit Hilfe von Experten aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft und der Denkmalpflege nachzugehen.
Im Rahmen der Veranstaltung Aufgesockelt wird der Zine-Sezession-Eiswürfel, ein Denkmal zu Ehren der 3. Zürcher Zine Sezession, aufgesockelt und feierlich eingeweiht. Am Samstag 16. Februar 2013 von 13:00 – 24:00 finden Vorträge, Diskussionen und eine Stadt-Führung mit Johannes M. Hedinger (Com & Com, Künstlerkollektiv), Tobias Hotz (Konservator-Restaurator, Steinbildhauermeister), Prof. Dr. Georg Kreis (Historiker), Tatiana Lori (Denkmalpflege Stadt Zürich), Kunstbibliothek Sitterwerk, Stefan Wagner (Kunsthistoriker, Kurator) statt. Anschliessend Party mit Ton-Bild-Mix von Jonohr (Grafiker)
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Programm:
Samstag, 16.2.2013
13 Uhr
Visueller und gedanklicher Spaziergang durch die schweizerische Denkmallandschaft.
Publikumsdiskussion mit Prof. Dr. Georg Kreis (Historiker)
14:30
Das St. Jakobs-Denkmal (1872): Verwitterungsprozesse, Untersuchungsmethoden, Restaurierung.
Vortrag von Tobias Hotz (Konservator-Restaurator, Steinbildhauermeister)
15:30
Denkmalpflege rund ums Corner College
Stadtführung: Tatiana Lori (Denkmalpflege Stadt Zürich).
Anschliessend Diskussion mit Stefan Wagner (Kunsthistoriker, Kurator)
17:30
Mocmoc, das ungeliebte Denkmal
Screenings und Diskussion mit Johannes M. Hedinger, Com&Com (Künstlerduo)
19 Uhr
Aufsockeln
Feierliche Eingeweihung des Zine-Sezession-Eiswürfel, ein Denkmal zu Ehren der «Last Zürich Zine Sezession»
ab 19:30
Apéro und Party
Monumentaler Ton-Bild-Mix von Jonohr
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Sonntag, 17.2.2013
14 - 19 Uhr
Ausstellung Lesedenkmal u.a. mit Büchern aus der Sitterwerk Bibliothek zugänglich.
Aufgesockelt wird organisiert von Anna Haas und Annett Höland . Für Frühjahr/Sommer 2013 ist die Publikation "Aufgesockelt" mit weiteren Beiträgen geplant.